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Robby Steinhardt: Not In Kansas Anymore – A Prog Opera (Review)

Artist:

Robby Steinhardt

Robby Steinhardt: Not In Kansas Anymore – A Prog Opera
Album:

Not In Kansas Anymore – A Prog Opera

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Solar Music/Just For Kicks
Spieldauer: 44:00
Erschienen: 25.03.2022
Website: [Link]

„In meinen kühnsten Träumen hätte ich nie gedacht, dass ein solches Projekt möglich wäre. Ich fühle mich geehrt und privilegiert, dass einige der besten Musiker in unserem Geschäft ihr Talent dazu beitrugen, dieses Album zu verwirklichen. Ich bin dankbar, meine Karriere mit diesen außergewöhnlichen Musikstücken, die größtenteils von Michael und Tim Franklin geschrieben wurden, neu zu starten, ohne sie, ihre Ermutigung und harte Arbeit hätte ich es niemals geschafft.“ (Robby Steinhardt in seinem Vorwort zu „Not In Kansas Anymore“)

Alles klar! Schon der Untertitel – A Prog Opera – zu „Not In Kansas Anymore“ verrät alles, was der Hörer wie der Kritiker wissen muss: Bei diesem Album handelt es sich um eine Oper. Nein, keine im klassischen Sinne, auch keine Rock-Oper, sondern viel mehr deren kleines Brüderchen oder, um nicht in die Gender-Falle zu tappen, Schwesterchen: eine Prog-Oper, die besonders Mutti und Vati oder Omi und Opi, als die ganz ohne Stream- und Fahrstuhl-Musik-Beschallung aus dem Radio in den Sechzigern und Siebzigern doch tatsächlich noch mit Progressive Rock aufwuchsen, ganz sicher begeistern wird. Auch oder gerade weil ihnen daran vieles sehr bekannt vorkommt und besonders der „Dust In The Wind“ aufgewirbelt wird.

ROBBY STEINHARDT war eins der Gründungsmitglieder von KANSAS, dessen unvergleichliches Geigenspiel in „Dust In The Wind“ dem Song einen wahrhaften Evergreen-Status verlieh. Nun also halten wir von ihm, der Mitte Juli 2021 verstarb, sein wohl definitiv letztes Werk – eine Prog-Oper – in den Händen, die zugleich vom Titel her eine Abwendung von seiner ehemaligen Band zu offerieren scheint und natürlich trotzdem von ausgiebigen Violinen-, aber auch recht rockigen AOR- bis Metal-Rhythmen lebt, die zu einer progressiven Musik- und 'zauberhaften' Text-Geschichte verflochten werden. Und ganz ehrlich gesagt, wäre es schön gewesen, diese Review mit einer Zeile wie: „In gewisser Weise beweist Steinhardt mit diesem Album schon beim Titel einen enormen Sinn für Humor bei diesem doppeldeutigen Wortspiel...“, doch nach dem Tod des KANSAS-Geigers muss dieser Satz leider in der Vergangenheitsform formuliert werden, sodass von ihm nur noch dieses Album – in dem auch KANSAS, allerdings aus einer 'Der Zauberer von Oz'-Sicht eine Rolle spielt – als sein letztes musikalisches Erbe und wahrscheinlich so einige Gebete für seinen ewigen Frieden an seinem Grab von ihm bleiben.

Und dass Gebete für den Frieden längst allein nicht mehr helfen, ist allen längst bekannt. Daran wird sicher auch der Bonustitel „A Prayer For Peace“ nichts ändern – aber die gute Absicht dahinter ist unüberhörbar. Und wie weit diese Gebete auch angekommen sind, darf ROBBY STEINHARDT nunmehr (leider) seit dem 17. Juli 2021 in himmlischen Gefilden selber überprüfen.

Den in der DDR aufgewachsenen Kritiker erinnern zudem die Figuren auf der Rückseite des Digipaks natürlich sofort an ALEXANDER WOLKOWs „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ (1959), und somit an die Zauberland-Reihe des russischen Autors, die längst Kult-Status genießt. Allerdings basierte dieses Buch extrem auf den Figuren und der Handlung von LYMAN FRANK BAUMs „Der Zauberer von Oz“ (1900). So wie sicher auch die Anspielungen innerhalb von Steinhardts Prog-Oper, denn immerhin stammt die Hauptperson des Buches, das Mädchen Dorothy, aus KANSAS – und dass natürlich ihr Hund Toto genauso wie der feige Löwe, die Vogelscheuche, die gerne echten Verstand und der Blechmann, der ein Herz haben möchte, literarische Weltgeschichte schrieben, ist den alten wie jungen Kindern, die noch immer mit Märchen groß werden, sicher längst bekannt. Nur dass der Osten in seiner Kindheit eben Wolkow und der Westen Baum als Erzähler der Geschichte kannten und garantiert auch der wunderschönen Illustrationen wegen liebten.

Jedenfalls tauchen diese Gestalten, mal aus Fleisch und Blut, mal aus Blech, mal aus Stroh, auch auf „Not In Kansas Anymore – A Prog Opera“ auf. Bei diesem Hintergrund werden wohl viele Prog-Geister sich auch an THE SAMURAI OF PROG, die ebenfalls nur zu gerne Märchen (oder aktuell Italo-Western) in ihren epischen Prog-Werken verarbeiten, erinnert werden, womit sie gar nicht so falsch liegen.

Steinhardt holte sich für seine Prog-Oper jede Menge Gäste als Verstärkung mit an Bord, um in die Smaragdenstadt bzw. nach Oz zu reisen – der Ossi darf gerne die Wolkow- der Wessi die Baum-Variante für sich beanspruchen – um bei dieser Reise sogar im Zentrum durch den „Dust In The Wind“ gewirbelt zu werden, natürlich samt einem fantastischen Violinen-Solo, diesmal aber auf der E-Violine feilgeboten. Am Ende entwickelt sich dieser Song tatsächlich zu einem ganz breit ausufernden klassisch-orchestralen Werk, an dem Orchester, Bläser, Chor, Streicher, verschiedene Sänger und, und, und mitwirken. Pathos pur. Doch wer noch immer behauptet, dass Pathos und Prog nichts miteinander zu tun hätten, der fahre bitte weiterhin zum Musikhören einfach Fahrstuhl...

„Pizzacato“ wartet nach dem staubigen Wind als Instrumental mit kristallklaren, mittelalterlichen Klängen auf, bei denen die Flöten, übrigens auch von JETHRO TULLs IAN ANDERSON gespielt, tirilieren dürfen, bis Streicher und Hörner einen nach „Downtown Royality“ entführen. Dazu gibt’s echt Catchy-Melodien, die sich zwischen TOTO sowie KANSAS und dann sogar Richtung 'Dark Side' bewegen. Beeindruckend auch, wie gut sich ROBBY STEINHARDT als Lead-Sänger schlägt. Das finale, dem Album seinen Namen gebende „Not In Kansas Anymore“ bekommt noch ein wenig GENTLE GIANT-Flair verpasst und hinterlässt am Ende einen einerseits sicher (aus musikalischer Sicht) sehr erfreuten und andererseits (aus persönlicher Sicht) traurigen Hörer, von dem sich ROBBY STEINHARDT mit seiner ganz persönlichen Prog-Oper für alle Zeiten verabschiedet.
KANSAS ist Geschichte – für immer und ewig!

FAZIT: Wer noch immer das Geigenspiel von KANSAS liebt – am Unvergessensten natürlich bei „Dust In The Wind“ – und noch dazu progressiv ausgerichtete Konzept-Alben bevorzugt, der wird die Prog-Oper des ehemaligen, leider kurz nach Veröffentlichung dieses Albums verstorbenen KANSA-Geigers ROBBY STEINHARDT sofort ins Herz schließen und beim Hören dieses sich am 'Zauberer von Oz' bzw. aus russischer Sicht 'der Smaragdenstadt' orientierenden Werks ein stilles Tränchen vergießen. Gut, dass uns wenigstens dieses „Not In Kansas Anymore“ von ROBBY STEINHARDT für immer bleibt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2648x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Tempest
  • Truth To Power (Only Truth Can Change The World)
  • Mother Earth (Is Calling You)
  • Rise Of The Phoenix (Climb To Grace)
  • The Phoenix
  • Prelude
  • Dust In The Wind
  • Pizzacato (A Slice For Baby Boy Flynn)
  • Downtown Royality
  • Not In Kansas Anymore
  • Bonus Track:
  • A Prayer For Peace

Besetzung:

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Kommentare
Thomas
gepostet am: 01.08.2022

User-Wertung:
10 Punkte

Insgesamt eine runde Sache, die Version von "Dust in the Wind" ist viel zu lange ausgefallen und "A Prayer For Peace" ist verzichtvbar
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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